Woran kann man einen klugen, weisen Menschen von einem weniger klugen, törichten Menschen unterscheiden? Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. In allen Kulturen haben sich die Weisen Gedanken über die Weisheit gemacht und die weniger Klugen sich für weise gehalten. Die Weisen machen sich auf die Suche nach Weisheit, die Törichten geben sich zufrieden mit dem, was sie sehen, ohne wirklich zu sehen und zu erkennen.
Interessant wäre, sich einmal Gedanken zu machen, wie sich die Urlaube der Weisen von denen der Unklugen unterscheiden. Es ist möglich, durch die ganze Welt zu reisen, ohne etwas von ihr zu erkennen. Und mancher kann sein Dorf nicht verlassen, aber er kennt das Leben. Nicht alle, die in eine Talkshow eingeladen werden, haben etwas zu sagen und mancher, der als einfältig erscheint, wäre ein guter Berater der Mächtigen.
Manche von Ihnen sind aus dem Urlaub zurück und ich hoffe mit Erkenntnisgewinn für den Rest des Jahres, mit guten Erfahrungen, die den Alltag bereichern.
In allen Kulturen werden die nicht für weise gehalten, die meinen, sie müssten nichts mehr lernen, sondern überall gelten die als weise, die am meisten lernen wollen. Ein Törichter lernt aus eigenen Fehlern nichts (60 Jahre und kein bisschen weise, aus gehabtem Schaden nichts gelernt), ein Durchschnittskluger lernt aus eigenen Fehlern, ein Kluger lernt aus den Fehlern und Erkenntnissen anderer, und ein ganz Weiser lernt von allen und von allem. Jesus hat seine Jünger gelehrt, weise zu werden und klug zu handeln. Der Monatsspruch für August ist eine solche Empfehlung an kluge und weise Menschen: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“
Wenn Jesus seine Jünger lehrt, von den Tieren zu lernen, dann knüpft er an die Weisheitstradition des Alten Testaments an. Salomo hat seine Leser dazu aufgefordert, von der Biene, der Ameise, der Spinne zu lernen. Spätestens jetzt kann jeder feststellen, dass er auch im Urlaub zu Hause viel lernen kann. Ob wir lernen oder nicht, das hängt allein von unserem Willen ab. Vielleicht ist der Monatsspruch für Sie eine Einladung, mehr zu sehen, zu wachsen an Erkenntnis und ihre Sinne besser zu nutzen. Der Besondere Gottesdienst im August steht unter dem Thema: „Die Schöpfung – genial, einmalig, humorvoll“. Vielleicht entdecken Sie etwas ganz Alltägliches in Ihrem Hof, Garten oder in Ihrer Hecke.
Der Weise muss keine Weltreise machen, um die Welt zu entdecken. Der Weise kann viele Welten in seiner nächsten Umgebung finden. Es braucht nur offene Augen, offene Ohren, eine offene Nase, wache Sinne, ein lebendiges Herz und einen offenen Geist. Alles das wünsche ich Ihnen nicht nur für die Ferienzeit!
Pfarrer Matthias Franke