Die Tage werden spürbar kürzer. Die Ernte ist zum großen Teil eingebracht und sie war nun doch besser als viele in der Trockenzeit im Frühjahr befürchtet hatten. Aber nicht nur in unseren Gärten und auf unseren Feldern haben wir geerntet. Auch in unserm persönlichen Leben säen und ernten wir.
Jesus wies in vielen Geschichten auf das Prinzip von Ernte und Saat hin. Keiner wundert sich, wenn er im Garten das erntet, was er gesät hat. Und jeder weiß auch, dass die Nutzpflanzen gehegt und gepflegt werden müssen. Nur das Unkraut wächst ohne Pflege. So ist das ja in unseren Beziehungen auch. Wenn eine Beziehung gut bleiben oder werden soll, dann muss man diese Beziehung pflegen. Je besser die Pflege, umso höher der Ertrag.
Auch Paulus verweist auf dieses Saat-Ernte-Prinzip. An die Gemeinden in Galatien (Gal. 6,7) schrieb er: „Irrt euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Paulus meinte dies nicht im Blick auf Petersilie und Kohlrabis. Das weiß jeder. Er schrieb dies im Blick auf unsere Beziehungen und auf unsere Lebensernte.
Und wir wissen auch, dass wir das säen müssen, was wir ernten wollen. Dies bedeutet nichts anderes: Wer geliebt werden möchte, muss andere lieben. Wer will, dass gut über ihn/sie geredet wird, muss gut über andere reden. Wer sich nach Anerkennung und Wertschätzung sehnt, muss Anerkennung und Wertschätzung in andere hinein säen.
Jedes Menschenalter hat seine bestimmte Jahreszeiten. In der Kinderzeit wird in uns gesät und mancher kann ein Leben lang von dem zehren, was seine Eltern und Großeltern in sie während ihrer Kindheit gesät haben. Ach wie gut es tut, wenn Gutes in unser Herz und in unsere Seele gesät wurde. Aber dann kommt die Zeit, wo wir selbst das Saatgut in andere hinein säen.
In der Seelsorge erfährt man manchmal, wie das Unkraut der bösen Worte viele Jahre den guten Pflanzen des Selbstwertgefühls und der Selbstannahme die Kraft nimmt. Wir ernten oft, was andere in uns gesät haben und andere werden in ihrem Leben ernten, was wir in sie gesät haben. Es ist uns im Alltag oft nicht bewusst, was unsere Worte bewirken. In jedem Leben kommt auch der Herbst, die Ernte unseres Lebens.
Wir allein entscheiden, was wir säen und zum großen Teil ernten werden. Am Ende des Kirchenjahres, besonders am Ewigkeitssonntag, sind Texte im Mittelpunkt unserer Gottesdienste, die auf dieses Lebensprinzip von Saat und Ernte hinweisen. Jesus spricht davon, dass wir selbst einmal Teil der Ernte sein werden. Und am Ende unseres Lebens wird es wichtig sein, gute Frucht gebracht zu haben. Damit unser Leben eine gute Ernte im Blick auf das Reich Gottes wird, ist es gut, zeitig die Werte des Reiches Gottes in unsere Umgebung zu säen. Wer ein Leben lang Wertschätzung, Zuwendung, Verständnis, gute Worte und Herzlichkeit gesät hat, der wird am Ende seines Leben durch ein reifes Feld von Wertschätzung, Zuwendung, guter Worte, Verständnis und Herzlichkeit gehen können. Außerdem ist dieser Lebensstil ein gutes Training für den Himmel. Diese Dinge werden dort eine Rolle spielen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu denen gehören, die unsere Welt mit guter Saat ein wenig besser und ein wenig erträglicher machen. Dann auf gute Saat!
Pfarrer Matthias Franke