Es gibt kaum etwas, wonach sich jeder Mensch welchen Alters auch immer – so sehr sehnt wie danach, geliebt zu werden. Nichts scheint so leicht zu sein, wie einen Menschen zu lieben, aber zugleich scheint nichts so schwer zu sein, wie einen Menschen zu lieben. Jeder Tag ist voller Chancen, andere zu lieben, aber wohl kaum jemand nimmt alle Chancen wahr.
Bei fast allen Problemen dieser Welt wäre die Liebe eine Antwort, nicht die einzige, aber eine, die Menschen in die richtige Richtung bringen könnte; die helfen würde, andere besser zu verstehen, eine Antwort, die das Konfliktpotential mindern würde. Man kann sich das im Kleinen wie im Großen vorstellen: diesem Konflikt ….. mit Liebe begegnen, diesen Konflikt …. ohne Liebe lösen. Die Liebe wird immer dazu beitragen, den anderen besser zu verstehen. Wo die Liebe aufhört, hört das Verstehen auf, im Kleinen wie im Großen. Nichts tut so gut, wie, geliebt zu werden. Aber auch: Nichts erleichtert mehr, als geliebt zu haben.
Vieles, was Menschen tun, ist entweder Ersatz für verweigerte Liebe, oder es ist der Schrei nach Liebe in unendlich vielen Varianten. Die möglichst ständige Präsenz in den digitalen Räumen ist einer, und viele warten auf ihre täglichen „Likes“. Wer geliebt werden möchte, der sollte sich einmal nach den Liebeserklärungen Gottes umsehen. Die Schöpfung ruft uns sein „Like“ in unzähligen Varianten zu. Er hat Postboten seiner Liebesbriefe (das sollten wir Christen sein). Und dies sagt er uns im dicksten Liebesbrief, der je geschrieben wurde, der Bibel. Alle großen kirchlichen Feiertage sind Zeichen und Botschaften dieser Liebe Gottes.
Wie sehr uns Gott liebt, das zeigen die Feiertage in unseren Monaten:
Gründonnerstag – Jesus macht sich für die Seinen zum Diener.
Karfreitag – Jesus nimmt alles auf sich, was Menschen und ihre Beziehungen zerstört.
Ostern – Jesus triumphiert über den Tod, öffnet den Himmel und zeigt den Menschen, dass er sie für immer, für alle Ewigkeit bei sich haben will.
Wenn dies keine Zeichen einer ganz großen Liebe sind, was sollte dann Liebe sein?
Es ist nicht immer leicht, andere zu lieben. Alle Welt lässt sich oft leichter lieben als die Menschen, mit denen man unter einem Dach lebt oder mit denen man die Arbeitsstelle oder die Nachbarschaft teilt. Es gibt eine große Hilfe, andere zu lieben: Selbst geliebt zu werden. Wer geliebt wird, dem fällt es oft leichter, auch andere zu lieben. Dass dies in einer Kirchgemeinde möglich sein sollte, das zeigt der Monatsspruch vom März:
Jesus Christus spricht: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe. (Johannesevangelium 15,9)
Der Apostel Johannes gibt an anderer Stelle die kürzeste Definition dafür, wer und wie Gott ist. Er schreibt: Gott ist Liebe.
Um in der Liebe Gottes zu bleiben, hat Gott uns in eine große Herausforderung gestellt: seine Gemeinde. Die Gemeinde Jesu soll nach Gottes Vorstellungen das Alternativprogramm zu einer egozentrischen Welt sein. Seine Gemeinde soll eine Gruppe von Liebenden sein. Wer zu einer Gemeinde gehört, weiß, wie hoch die Latte hängt und wie schwer es ist, dies konkret zu leben. Aber welche Alternativen haben wir?
Die gemeinsame Feier des Abendmahles ist jedes Mal ein gemeinsamer Neuanfang. Gott gibt uns die Chance, mit ihm neu anzufangen, und er gibt uns die Chance, miteinander neu anzufangen.
Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern – die Zeichen der Liebe Gottes zu uns. Der gedeckte Tisch mit den Ostereiern ist schön, aber der gedeckte Tisch zum Abendmahl ist die größere Einladung, weil sie Gottes Einladung ist. Martin Luther hat dieses Gottesbild in einem schönen Satz zusammengefasst. „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“ Wer darin sein Brot bäckt, wird satt und kann anderen davon abgeben. Lassen Sie sich einladen an den reich gedeckten Tisch Gottes!
Pfarrer Matthias Franke