Wann ist ein Mensch frei? Diese Frage hat Menschen schon immer beschäftigt. Freiheit entscheidet sich bekanntlich nicht an Gittern oder Mauern. Zum Thema Freiheit haben sich alle großen Denker geäußert, und sie sind zu bedenkenswerten Erkenntnissen gekommen.
Einige Beispiele: Matthias Claudius: „Niemand ist frei, der nicht über sich selbst Herr ist.“ Heinrich Heine: „Der Knecht singt gern ein Freiheitslied des Abends in der Schenke.“ Marie von Ebner-Eschenbach: „Die glücklichsten Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ Stanislaw Jerzy Lec: „Man kann das `Lied der Freiheit´ nicht auf dem Instrument der Gewalt spielen.“ Karl Heinrich Waggerl: „Den Wert eines Menschen erkennt man zuverlässig daran, was er mit seiner Freizeit anzufangen weiß.“ Benjamin Franklin: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“
Alles nachdenkenswert! Aber vor allem nachdenkenswert ist, ob wir selbst frei sind oder wer oder was unsere Freiheit einschränkt oder nimmt.
In der Bibel spielt das Thema Freiheit von Anfang bis Ende eine Rolle. Gott hat den Menschen mit einem freien Willen geschaffen, weil echte Freiheit ein wichtiger Teil der Gottesebenbildlichkeit ist. Die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei ist eines der großen Themen des Alten Testaments und die Befreiung des Menschen aus seiner Sünde ist das zentrale Thema des Neuen Testaments. Um dem Menschen seine Freiheit zurückzugeben, deshalb ist Jesus am Kreuz gestorben. Gott liebt die Freiheit und will, dass seine Kinder in Freiheit leben. Der Monatsspruch für Oktober greift das Thema Freiheit auf. Paulus schreibt: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
Die Freiheit, die Gott meint und die er gibt, zeigt sich nicht darin, dass der Mensch tun und lassen kann, wonach ihm gerade ist, sondern dass er das jeweils Richtige zu tun in der Lage ist. Bei diesem Verständnis von Freiheit sind einige Fragen wichtig: 1. Freiheit wovon? 2. Freiheit durch wen? 3. Freiheit wozu?
Zur ersten Frage: Freiheit wovon? Die moderne Technik gibt dem Menschen ungeahnte Möglichkeiten. Viele Maschinen nehmen ihm die Arbeit ab. Durch moderne Medien ist er rund um die Uhr rund um die Welt in Kontakt mit wem er sein möchte. Aber ist er dadurch freier geworden? Ist jemand frei, der unruhig wird, wenn er sein Smartphone länger als eine Stunde nicht nutzen kann? Ist ein Mensch frei, der bei jeder Entscheidung fragt, was denn wohl nun andere über ihn denken werden?
Frage 2: Freiheit durch wen? In vielen Belangen braucht ein Unfreier jemanden, der ihm zu seiner Freiheit verhilft. Jesus kam auf diese Welt, um der Befreier eines jeden Menschen zu werden, der sich nach tiefgreifender Freiheit sehnt.
3. Frage: Freiheit wozu? Richtig verstandene Freiheit wird nie nur zum eigenen Vorteil verwendet werden, sondern sie hat neben der eigenen Freiheit auch immer die Freiheit der anderen zum Ziel.
Gott ist ein Liebhaber und Verfechter der Freiheit, deshalb gibt er gerne seinen Kindern seinen Geist, damit diese ebenfalls zu Liebhabern und Verfechtern echter Freiheit werden.
Seien Sie in diesem Sinne ein freier Mensch, der selbst frei ist und der anderen zu den notwendigen verschiedenen Formen der Freiheit verhilft.
Pfarrer Matthias Franke