Zwei der großen christlichen Jahresfeste feiern wir im April. Als in der DDR einige kirchliche Feiertage gestrichen werden sollten, wurden die Vertreter der Kirchen gefragt, ob eher der Karfreitag oder der Ostermontag zu einem Arbeitstag gemacht werden sollte. Die Kirchen entschieden sich sehr klar dafür, den Karfreitag als Feiertag beizubehalten. Obwohl der Karfreitag keinen festlichen Charakter hat, wollten die Kirchenvertreter wegen der zentralen Bedeutung des Karfreitags nicht auf diesen Tag verzichten.
Wie Sie wissen, feiern wir Christen an den großen kirchlichen Feiertagen jeweils Gottes Antworten auf die zentralen Probleme der Menschen. Diese Antworten brauchen ihre Umsetzung allerdings in der kleinen Münze unseres Alltags. Karfreitag und Ostern beantwortet Gott die Frage unserer Schuld und die Frage des Todes.
Wer heute von Sünde redet, wird von vielen Zeitgenossen verwundert angesehen und manchmal auch gefragt: „Was meinen Sie denn mit Sünde?“ Der moderne Mensch hat kein Verständnis für Sünde. Viele glauben zwar nicht an Gott, aber Sünder wollen sie schon gar nicht sein.
Sünde ist das, was uns von Gott trennt, die Gemeinschaft zwischen Menschen zerstört und uns hindert, eine optimale Persönlichkeitsentfaltung zu erleben.
Unser Monatsspruch stammt aus dem Karfreitagsgeschehen. Es ist die Aussage des Exekutionsleiters, des römischen Hauptmanns, nach dem Sterben Jesu: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ (Matth. 27,54)
Die wohl wichtigsten Fragen unseres Lebens sind: „Wer ist Jesus?“ und: „Wer ist Jesus für mich?“ Keine andere Frage hat Einfluss über unseren Tod hinaus. Der römische Offizier hat die wichtigste Frage richtig beantwortet. Unter dem Kreuz kommt er zur Erkenntnis: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“
Am Karfreitag hat er dies in der Vergangenheitsform gesagt. Da konnte er noch nicht wissen, dass er drei Tage später das „gewesen“ streichen konnte. Seit Ostern können wir sagen: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!“ Wer mit Jesus unter das Kreuz geht, erhält dort die Vergebung seiner Sünden. Und wer dort dieses Problem für sich lösen lässt, bekommt auch eine Antwort auf die Frage des Todes. Karfreitag löst Jesus die Schuldfrage und zu Ostern das Problem Tod. Ohne Lösung des ersten Problems gibt es keine Lösung des zweiten. Der Karfreitag zeigt die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Um diese haben die Kirchenvertreter zur DDR-Zeit noch gewusst und sich für die Erhaltung des Karfreitags als kirchlichen Feiertag ausgesprochen. Aber vor allem Jesus hat darum gewusst und Gott sei Dank das Lösegeld bezahlt, damit wir frei sein können, frei von Schuld und einmal frei vom Tod. Feiern Sie mit uns die großen Antworten Gottes – wir laden Sie herzlich dazu ein!
Pfarrer Matthias Franke