Die Zeit um den Jahreswechsel ist immer auch Bedenkzeit, also Zeit zum Bedenken der richtigen und wichtigen Entscheidungen und Beziehungen. Viele Christen bedenken noch einmal die alte Jahreslosung und beschäftigen sich mit der neuen. Die Texte der Jahreslosung sind ja immer so stark, dass man sie nicht einfach zurücklässt, sondern den Ertrag auch ins neue Jahr als Geschenk mitnehmen kann.
2014 lautete sie „Gott nahe zu sein ist mein Glück“. Ich hoffe, Sie hatten in diesem Sinn der Gottesnähe viele Glücksmomente, die Ihnen kostbar waren. Mögen es im neuen Jahr noch einige solche Glücksmomente mehr sein! Die neue Jahreslosung kann an die alte anknüpfen: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (Römer 15,7). Die Anknüpfung an die alte Jahreslosung kann darin bestehen, dass Menschen die Nähe Gottes besonders dann erfahren, wenn sie mit anderen Christen zusammen sind.
Oft gebraucht Gott Menschen, um anderen seine Nähe mitzuteilen. Gemeinde kann und soll in diesem Sinn ein besonderes Geschenk Gottes sein, dass wir die Glücksmomente der Nähe Gottes im Gottesdienst, auf Freizeiten, in Gemeindekreisen erfahren. Die Annahme Gottes erfahren Menschen oft durch andere Menschen. Nehmt einander an! Das ist oft gar nicht so leicht. Jeder aber sehnt sich danach, angenommen zu werden. Andererseits fällt es vielen schwer, die anderen anzunehmen. Viel häufiger sehen wir bei anderen Dinge, die uns nicht passen und wir finden eine Menge Gründe, jemanden nicht so anzunehmen wie er ist. Vom Tag unserer Geburt an sehnen wir uns danach, dass uns möglichst viele Menschen annehmen. Angenommen zu sein tut jedem gut! Ist doch das Gegenteil von Annahme Ablehnung.
Der Grund für die Annahme oder die Ablehnung liegt nicht im anderen, zumindest nicht in erster Linie, sondern wir entscheiden, ob uns jemand passt, zu uns passt, oder ob wir ihn auf Distanz halten wollen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass jeder Mensch, den wir nicht annehmen, eine verpasste Chance ist, Gottes Willen zu tun. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Christen haben bessere Voraussetzungen, andere anzunehmen:
- Sie müssen sich nicht auf Kosten anderer behaupten, denn sie sind von Christus angenommen mit ihren Gaben und Grenzen, Fehlern und Stärken. Wer selbst die Erfahrung des Angenommenseins erleben durfte, dem fällt es leichter, auch andere anzunehmen.
- Der zweite Grund liegt darin: Wir nehmen jemanden an, den Jesus auch angenommen hat. Und wenn der Sohn Gottes dies getan hat, wer sind wir, dass wir einem anderen dies verweigern dürften?
Angenommen zu werden ist immer eine gute Erfahrung und so verhelfen wir jemandem zu einem der Glücksmomente der Nähe Gottes, weil wir ihn oder sie angenommen haben. Ich wünsche Ihnen viele solche Glücksmomente; ich wünsche Ihnen, dass Sie anderen zu solchen Glücksmomenten verhelfen und ich wünsche mir, dass unsere Gemeinden für viele Menschen die Orte sind, an denen sie die gute Erfahrung des Angenommen-Werdens erfahren.
Am Ende des Jahres sei allen, die durch praktische Mithilfe, durch Gebet oder finanzielle Unterstützung unser Gemeindeleben bereichert und ermöglicht haben, ganz herzlich Danke gesagt! Besonderer Dank gilt allen Kirchenvorstehern, die in den vergangenen sechs Jahren mit viel Einsatz bereit waren, wichtige Entscheidungen zu durchdenken und abzuwägen und die mit viel Engagement mit Rat und Tat zur Stelle waren. Zugleich heißen wir die neuen Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen herzlich willkommen und wünschen eine gute Zusammenarbeit.
Wir freuen uns über Ihre Mitarbeit in unseren Gemeinden und laden Sie auch im neuen Jahr zu den Gottesdiensten, Gemeindekreisen und besonderen Veranstaltungen ein. Möge das Jahr 2015 für Sie ein besonders gesegnetes sein!
Pfarrer Matthias Franke